Neurologie

Neuronale Plastizität beschreibt die lebenslange Fähigkeit des Gehirns sich strukturell und funktionell in Reaktion auf Erfahrungen (wie Lernen) oder aufgrund von Schädigungen zu ändern. Mittels modernster Magnetresonanztomographie (MRT) Techniken, wie der Diffusionsbildgebung oder funktioneller MRT erforschen wir die Mechanismen der Plastizität, Reparatur und Reorganisation im Gehirn.

Dieses Wissen unterstützt die Entwicklung neurobiologisch validierter Trainings und Rehabilitationsmaßnahmen zur Verbesserung motorischer und kognitiver Fähigkeiten.

Unsere Forschungsschwerpunkte umfassen zerebrovaskuläre Erkrankungen (Schlaganfall), Multiple Sklerose und gesundes Altern.

Ansprechpartnerin

Assoz.-Prof.in Priv.-Doz.in Mag.a Dr.in
Daniela Theresia Pinter  
T: +43 316 385 31215

Unsere Projekte

Schlaganfall im jungen Erwachsenenalter

Der Schlaganfall ist die Hauptursache für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter und hat, besonders für junge Patient*innen, oft schwerwiegende Folgen. In Österreich erleiden jährlich etwa 20.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei 10-15% der Fälle junge Erwachsene im Alter von 18 bis 55 Jahren betreffen.

Im Rahmen eines Langzeit-Projektes untersuchen wir die Häufigkeit und Schwere motorischer und kognitiver Beeinträchtigungen sowie relevante MRT-Marker bei jungen Schlaganfallpatient*innen. Darüber hinaus analysieren wir die Auswirkungen dieser Faktoren auf die Lebensqualität und die berufliche Wiedereingliederung. Der interdisziplinäre Ansatz dieses Projektes stellt ein internationales Alleinstellungsmerkmal dar.

Magnetresonanztomographie (MRT) zur Vorhersage kognitiver Funktion nach Schlaganfall

Obwohl viele Schlaganfallpatient*innen, unabhängig von motorischer Wiederherstellung, unter kognitiven Beeinträchtigungen (z.B. Schwierigkeiten sich zu erinnern, konzentrieren, planen) leiden, sind deren Ursachen und Auswirkungen bislang nur unzureichend erforscht.

Diffusions-Tensor-Imaging (DTI) und resting-state fMRT (rfMRT) gelten als vielversprechende Methoden um strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn zu erfassen, die das Potenzial für kognitive Verbesserung nach einem Schlaganfall vorhersagen können.  Dieses Projekt zielt darauf ab, ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden zerebralen Mechanismen kognitiver Beeinträchtigung und des Verbesserungspotentials nach Schlaganfall zu gewinnen.

Untersuchung kognitiver Funktion bei Multipler Sklerose (MS)

MS ist eine chronische, entzündliche, neurodegenerative Erkrankung und die häufigste neurologische Krankheit im jungen Erwachsenenalter. Um die 40 bis 70% aller Personen mit MS leiden unter kognitiven Beeinträchtigungen, wie Schwierigkeiten beim Lernen, in der Verarbeitungsgeschwindigkeit und Konzentration. Diese Beeinträchtigungen können unabhängig von physischen Einschränkungen auftreten und negative Auswirkungen auf die Berufsfähigkeit und Lebensqualität haben.

Im Rahmen dieses Projektes werden standardisierte Untersuchungen und regelmäßige Verlaufskontrollen der kognitiven Leistung durchgeführt, sowie MRT Marker erhoben, um Personen mit hohem Risiko für eine weitere kognitive Verschlechterung zu identifizieren.

Des Weiteren werden mögliche neuropsychologische Einflussfaktoren der kognitiven Leistung (z.B. Fatigue, depressive Stimmung, Angst) untersucht. Ein besseres Verständnis der Schädigungen im Gehirn, welche zu kognitiver Beeinträchtigung bei MS führen, kann die Entwicklung gezielter Rehabilitationsmaßnahmen fördern.

Fatigue bei Multipler Sklerose

Bis zu 75 % der Personen mit Multipler Sklerose (MS) leiden unter Fatigue. Fatigue bezeichnet eine wahrgenommene körperliche und/oder geistige Erschöpfung, welche die Fähigkeit einschränkt alltägliche und angestrebte Aktivitäten durchzuführen. Verschiedene multidimensionale Faktoren tragen zur Fatigue bei, wobei einige unveränderlich sind (z.B. Geschlecht, Alter), während andere durch gezielte Interventionen modifizierbar sind (z.B. Resilienz, Depression).

Effektive Ansätze zur Reduktion von Fatigue bei MS berücksichtigen häufig diese veränderbaren Faktoren durch Psychoedukation, kognitive Verhaltenstherapie und Achtsamkeitsübungen. Zudem sind spezifische strukturelle und funktionelle Hirnnetzwerke, insbesondere das kortiko-striato-thalamo-kortikale Netzwerk, mit der Manifestation von Fatigue bei MS assoziiert. Folglich könnten MRT-Marker wertvolle zusätzliche Informationen für die Entwicklung und Optimierung gezielter therapeutischer Ansätze liefern.

Hirnveränderungen und ihre Auswirkungen auf Resilienz bei Multipler Sklerose

Psychologische Resilienz bezeichnet „den Prozess der Bewältigung und Anpassung an kritische Lebensereignisse und Herausforderungen (Widerstandsfähigkeit)“. Sie spielt eine wesentliche Rolle bei der Minderung der körperlichen und emotionalen Belastungen, die mit chronischen Krankheiten wie der Multiplen Sklerose (MS) verbunden sind.

Bei gesunden Personen wurde Resilienz mit Hirnregionen in Verbindung gebracht, welche für die emotionale Regulation und die Belohnungsverarbeitung zuständig sind. Die spezifischen Hirnnetzwerke, die Resilienz bei Personen mit MS beeinflussen, sind jedoch noch nicht ausreichend verstanden.

Ziel dieser Studie ist es, zu erforschen, ob und inwiefern MS-bedingte Veränderungen in der Gehirnstruktur und -funktion, mit psychologischer Resilienz zusammenhängen.

Team

Kooperationspartner*innen

  • Karl-Franzens-Universität Graz
  • Technische Universität Graz
  • Medizinische Universität Wien
  • Medizinische Universität Innsbruck
  • Amsterdam University Medical Centers
  • Universitätsspital Bern
  • University of Edinburgh
  • University of Helsinki
  • University of Oxford
  • Radboud University Nijmegen